Liebe ist die größte Macht by Anny von Panhuys

Liebe ist die größte Macht by Anny von Panhuys

Autor:Anny von Panhuys [Panhuys, Anny von]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Saga
veröffentlicht: 2016-06-05T00:00:00+00:00


19.

Waltraut kehrte aus der Exzelsior zurück. Sie fand Inges Brief in ihrem Zimmer, las ihn sofort, lief damit zu Maria de Hernandez und bekannte: „Ich hätte Inge nicht zugetraut, daß sie sich für einen Mann entschließen würde, der ihr, wenigstens zunächst, nicht viel bieten kann. Hoffentlich bereitet ihr Vater keine Schwierigkeiten. Er liebt Inge, er liebt auch mich auf seine Art, aber er ist derb, und Herzenssachen gehören für ihn zu den Phantastereien.“

Ihr Denken verlor sich wieder zu Fred Ulrich, wie schon so oft, wenn ein Zufall sein Bild vor ihr geistiges Auge treten ließ.

Maria de Hernandez wußte längst, der Mann, um dessentwillen die junge Waltraut so tiefes Leid erfahren, war und blieb unvergessen. Sie merkte, auch jetzt dachte Waltraut an ihn.

Sie wollte sie ablenken.

„Wie geht es mit deiner Arbeit? Bist du zufrieden?“

Waltraut bejahte. „Ich bin sehr zufrieden; aber auf mich kommt es am allerwenigsten an. Ich freue mich noch mehr, daß Direktor Salvador mit mir zufrieden ist. Er stelle mir in Aussicht, er wolle mich nächstens der Senora Domingo vorstellen, der Eigentümerin der Exzelsior. Ich hörte inzwischen von ihm, sie wäre unheimlich tüchtig trotz ihrer Jahre und sähe allen Menschen in Kopf und Herz, als ob sie aus Glas wären.“ Sie meinte nach kurzem Nachdenken: „Dir zuliebe hat man mich ganz besonders bevorzugt. Ich bin förmlich durch die Abteilungen gehetzt worden, um eine extragute Stellung einnehmen zu können. Ich nehme sie nun schon ein; aber ob ich sie so ausfülle, wie die Senora es wünscht, ist etwas anderes. Vielleicht findet sie, man hat mir des Guten zuviel getan; vielleicht genüge in den Ansprüchen nicht, die sie an die Sekretärin ihres ersten Direktors stellt, um so mehr, da mein Spanisch doch noch viele Lükken aufweist.“

Maria de Hernandez erwiderte beruhigend: „Sie wird meinetwegen nicht zu scharf gucken, Kind.“

Aber als acht Tage später Direktor Salvador zu Waltraut sagte: „Jetzt möchte ich Sie unserer Chefin vorstellen“, wurde ihr doch ein bißchen ängstlich ums Herz, und sie folgte ihm befangen in das Zimmer, in dem die Frau saß, die ihre Großtante als Eigenbrötlerin bezeichnet hatte, und von der man sagte, sie wäre unheimlich tüchtig und sähe allen Menschen in Kopf und Herz, als ob sie aus Glas wären.

Der Direktor öffnete eine Tür, die durch einen schmalen Gang in eine Art Vorraum führte. Hier saß ein großer, riesenhafter Mann in dunklem Straßenanzug; eine ältere Dame tippte auf einer Schreibmaschine, und zwei Pagen waren da in dunkelgrüner Livree, die Waltraut schon oft gesehen. Sie vermittelten direkte Befehle der Chefin. Die ältere Dame war ihre Sekretärin. Auch sie kannte Waltraut von flüchtigem Sehen, während ihr der große, etwas plumpe Mann völlig unbekannt war. Ein Page meldete an, und während der Zeit raunte Direktor Salvador ihr auf deutsch zu: „Der große Herr ist ein Privatdetektiv und Schützer der Chefin. Eine Frau ihres Reichtums muß sich vor Überfällen schützen. Er ist ein erstklassiger Schütze und Boxer.“

Der Page kam zurück, machte ein Zeichen, man möge in das nächste Zimmer eintreten.

Waltraut befand sich gleich darauf in einem großen Raum mit dunklen Büromöbeln.



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